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Begrüssung

Sehr verehrte Damen,
sehr geehrte Herren,
liebe Kameraden und Freunde des
Königlich Bayerischen Infanterie-Leib-Regimentes.

 

Wie kann es kommen, dass ein Truppenteil der ehemaligen Königlich Bayerischen Armee noch heute, fast 100 Jahre nach deren Außerdienststellung, in Bayern und vor allem in der Landeshauptstadt München eine fast ungebrochene Popularität besitzt. Immer wieder erzählen Bürger und Bürgerinnen davon, dass ihr Großvater oder gar noch ein früherer Vorfahre ein „Leiber“ gewesen sei. Diese Bayerische Armee - und in ihr an vorderster Stelle das Königlich Bayerische Infanterie-Leib-Regiment - hat viele Züge aufgewiesen, die diese Volkstümlichkeit bewirkten. So war es damals ganz anders, als wir es oft aus der „Militärgeschichte“ der damaligen Zeit berichtet oder kolportiert bekommen.

 

Da berichtet zum Beispiel ein Zeitzeuge, Christian Müller, über jene Napoleonische Zeit, zu deren Ende hin das Königlich Bayerische Infanterie-Leib-Regiment aufgestellt wurde und er charakterisiert einen Teil der Führer dieser Armee unter anderem wie folgt:

 

„Während die Offiziere mancher anderer Armeen... mit windiger Frivolität sich über alles Nichtmilitärische zu erheben suchten, ... vermeidet der baierische Offizier vom Kriege und seinen Triumphen im geselligen Leben zu sprechen. ... Die baierischen Offiziere setzen sich nicht in den Kopf einen heterogenen Staat im Staate zu bilden und die gesellschaftliche Ordnung nach ihrem Sinne umzukehren, sondern sie werden wieder Bürger, wenn sie das ... Schwert ... niedergelegt haben.“
(Rattelmüller, Festrede zum Leibertag 1983)

 

Diese Bayerische Armee, vor allem die des 19. und 20. Jahrhunderts, in der nicht immer Ausbildung, aber immer Bildung, in der nicht immer Rüstung aber immer Geistige Rüstung hochgehalten wurden, besaß eine enge Verbundenheit mit dem Volke und eine hohe Akzeptanz auch im wissenschaftlichen Beritt:

 

„Die Bayerische Armee formte, und das war auch Gegenstand heftiger Debatten im Reichstag, einen im Vergleich zu Preußen wesentlich höher gebildeten Offizier. Das zeigt schon die Eingangsvoraussetzung der Abiturprüfung und das zeigen die Lehrpläne der militärischen Bildungseinrichtungen.“
Und später:
„Dass Militär ohne Geist wenig wert ist, wenig oder gar nichts zum Frieden beitragen kann, hatte die bayerische Armee offenbar begriffen.“
(Greipl, Festrede zum Leibertag 2005)

 

Dass so manche Versäumnisse  in Rüstung und Ausbildung teuer bezahlt werden mussten, gehört auch zu dem Lehrstück aus der damaligen Zeit und darf  nicht verschwiegen werden.
Vieles in dieser alten Armee ist uns heute vertraut, vieles – damals heiß umstritten – ist ein Teil oder ein Wegstück unserer eigenen Überzeugung und Handlungen und begründet das besondere Interesse unserer heutigen Streitkräfte, unserer Bundeswehr, an dieser alten „Vorgängerin“.
Wie es zur Aufstellung des Königlich Bayerischen Infanterie-Leib-Regimentes kam und warum heute noch ein „Leibertag“ durch einen ausgewählten Truppenteil der Bundeswehr gefeiert wird, das zeigen wir Ihnen unter dem Stichwort „Historie“.

 

Von Anfang an war diese „Traditionspflege der Leiber in neuester Zeit“ getragen von der Zustimmung und der Mitwirkung dreier wichtiger Institutionen in Bayern:



Dem „Königshaus“, das immer einen würdigen Repräsentanten zu den Veranstaltungen sandte, Interesse an der Arbeit unseres Freundeskreises bekundet und diesen unterstützt,
der Staatsregierung, die stets an den Leibertagen vertreten war und häufig sogar die Festredner  stellte und der „Bundeswehrführung in Bayern“, die mit dem traditionsführenden Truppenteil, heute dem Feldjägerbataillon 451, einen wesentlichen Anteil der öffentlichen Traditionspflege (Leibertag) trägt.

 

Im Jahre 1984, als kaum mehr alte „Leiber“ zu ihrem Ehrentage kommen konnten, wurde der „Kameraden- und Freundeskreis des Königlich Bayerischen Infanterie-Leib-Regimentes“ (Kameraden-und Freundeskreis “Leibregiment“ e.V.) gegründet, der – neben eigenen Vorhaben – den traditionsführenden Truppenteil der Bundeswehr bei der Ausrichtung des „Leibertages“ in wesentlichen Punkten berät und unterstützt.

 

Es geht bei der Arbeit des „Freundeskreises“ nicht darum, in einer verklärt-nostalgischen Rückschau eines ruhmreichen Regimentes zu gedenken, sondern darum, Lehren aus der Vergangenheit dieses Regimentes, das seine Erfahrungen in Krieg und Frieden erlitt und erfuhr, zu ziehen, diese für die heutige Zeit aufzuarbeiten und als traditionswürdige Erkenntnis und Einstellung weiter zu geben.

 

Dies geht über eine rein historische Betrachtung hinaus, schließt diese aber zwingend mit ein. Dabei scheut sich der Freundeskreis nicht, auch jenen Aussagen Gehör zu verschaffen, die nicht nur die „rühmlichen“ Taten und Fakten nennen, wie so manche Festrede zum Leibertag belegt. Lehren ziehen kann man nur aus dem ganzen Leben und dem Denken darüber und nicht aus dem Verdrängen einzelner Wahrheiten.

 

Hierbei bemüht sich der „Freundeskreis“, Foren zu schaffen oder zu unterstützen, auf denen sich Personen aus Politik, Wissenschaft, Bundeswehr und interessierter Öffentlichkeit treffen und gedanklich austauschen können. Neben diesem so ganz persönlich erfahrenen geistigen Miteinander sollen es vor allem die Schriften sein, die Gedanken und Gewesenes aufzeigen und zum Diskurs auffordern.

 

Bei all diesen Zielsetzungen aber ist es auch die Pflege der Kameradschaft und der Freundschaft unter den Angehörigen der ehemaligen und heute traditionsführenden Truppenteile und aller an der Geschichte unseres schönen Landes interessierter Personen, die der „Freundeskreis“ fördern will.

 

So würden wir uns sehr freuen, wenn Sie, liebe/r LeserIn sich entschließen könnten, unsere Arbeit als Mitglied oder durch eine Spende zu unterstützen.

 

Für heute darf ich mit einem herzlichen Grüß Gott verbleiben,
Ihr, Ihnen stets verbundener,

 

Michael Baron von Wittken-Jungnik
Oberst i.G.a.D.; PCSC;