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Historie

Geschichte des Königlich Bayerischen
Infanterie-Leib-Regimentes und seiner Vorgänger


Die Ahnenreihe
Schon kurz nach der Aufstellung eines stehenden Heeres durch Kurfürst Max Ema­nuel (1679-1726) durfte ein Truppenteil die Bezeichnung „Leibregiment“ tragen. Das am 29. Juni 1682 im Lager von Schwabing aufgestellte Infanterieregiment „BERLO“ hatte sich in den Türkenkriegen 1683-1688 so hervorragend bewährt, dass es Max Emanuel zum kur­fürstlichen Leibregiment zu Fuß erhob. An der Spitze dieses Regimentes war der Kurfürst in Belgrad eingebrochen.
Bis zum Jahre 1778 nahm es als kurfürstliches Hausregiment die erste Stelle unter den bayerischen Infanterieregimentern ein.
Im Zuge der Wiedervereinigung  mit der Kurpfalz  unter Kurfürst Karl Theodor (1777-1799) aus der Pfälzisch-Sulzbacherischen Linie  der Wittelsbacher,  wurde am 10.05.1778 aus dem 1. Bataillon des kurpfälzischen und aus dem 2. Bataillon des kurbayerischen Leibregimentes das neue Kurpfalz-Bayerische-Leibregiment.  Die anderen Bataillone der beiden genannten Regimenter fielen der damaligen Heeresreform zum Opfer. So verlassen das 1. und das 3. Bataillon des alten „Bayerischen Leibregimentes“ München und finden als Infanterieregiment „Larosee“ (später 10. Infanterieregiment Ingolstadt) in Neuburg eine neue Heimat.
Ab 1800 hieß das „Leibregiment“  dann unter Kurfürst Max. IV. Joseph (1799-1825; ab 1806 König von Bayern) 1. Linieninfan­terieregiment Kurfürst und folgerichtig nach der Erhebung Bayerns zum Königreich 1806: 1. Linieninfan­terieregiment König. Trotz der herausgehobenen Stellung unterschieden sich die genannten Regimenter nicht von anderen Truppenteilen der sogenannten Werbeheere des absolutistischen Europa: Sie bestanden meist aus Söldnern und zum Teil aus zum Militärdienst gepressten Landeskindern. Ein Korpsgeist bestand selbst unter den Offizieren nur ansatzweise.

 

Der Weg zur „echten“ Garde
So kann es nicht verwundern, dass es schon 1811 Bestrebungen durch den damaligen bayerischen Kriegsminister, General Graf Triva, gab, „zur Erhöhung des Glanzes der Königlichen Würde und zum besonderen Schutze der allerhöchsten Person und der Krone“, eine Garde zu errichten , die den Vorstellungen eines modernen Nationalstaates entsprach. Der Feld­zug nach Russland und die missliche Finanzlage des Staates verhinderten dies zunächst. Erst nach dem Pariser Friedensschluss am 30.03.1814 war es dann endlich so weit. Auf Allerhöchste Verordnung König Max I. Joseph wurde am 16. Juli das Grenadier-Garde-Regiment aufgestellt. Nur ausgesucht große, kriegserfahrene - und  vor allem nicht vorbestrafte - Män­ner der vorhandenen 14 Infanteriere­gimenter durften dazu ausgewählt werden. Auch das Offizier-Korps war „handverlesen“ und trug den Esprit des Bayerischen Hochadels ins Regiment.
 Das Regiment trug zur traditionell hellblauen Uniform weiße Gardelitzen auf den roten Rabatten und Aufschlägen und eine ungemein malerisch wirkende Pelzmütze. (Siehe Eingangsseite)
Ähnlich wie in Preußen, so war dies auch in Bayern eine Zeit des Umbruchs und der Neubesinnung, in der die vorausgegangenen Erfahrungen und Erkenntnisse der napoleonischen Kriege und Feldzüge ausgewertet und in die entsprechenden Verordnungen und Vorschriften übernommen wurden. Die preußischen Heeresreformen (ab 1807) wurden auch in den bayerischen Offizierkorps heftig diskutiert. Über Ziel, Zweck und Durchführung eines Krieges und auch über dessen Vermeidung wurde in philosophischer Weise (vgl. Clausewitz) nachgedacht. Die Offiziere des Grenadier-Garde-Regimentes beriefen sich auf ein „ritterliches Ehrgefühl“, das die Würde des Menschen achtet. In der Erziehung der Soldaten nahmen „Pflichtgefühl, Verantwortung, Vaterlandsliebe, persönliche Tapferkeit, Kameradschaft und Respektierung der Gesetze“ einen hohen Stellenwert ein. Hierin unterschied sich das „Leib-Regiment“ deutlich von seinen eigenen Vorgängern und wurde zum Leit- und Vorbild der anderen Regimenter der Königlich Bayerischen Armee.

 

Die „Leiber“
Unter dem König Ludwig I. (König:1825-1848) wurde das Regiment verkleinert und erhielt einfachere Uniformen. Es wurde umbenannt in Linien-Infanterie-Leib-Regiment, behielt aber das Privileg, als einziger Truppenteil „Dienst in unmittelbarer Nähe des Königs“ verrichten zu dürfen.
1835 erhielt das Regiment schließlich die Bezeichnung Infanterie-Leib-Regiment.  Unter dem Namen „Die Leiber“ wurde es im München des 19. Jahrhunderts bald zum volkstümlichsten Truppenteil.
In der Folgezeit haben die Leiber im Felde und in der Garnison bewiesen, dass sie ihren Namen und die bevorzugte Stellung zu Recht besaßen. Im Ersten Weltkrieg war das Re­giment an allen Fronten eingesetzt. Auch am Entstehen der ersten deutschen Gebirgstruppe war es als Kerntrup­penteil des neuen „Deutschen Alpenkorps“ entscheidend beteiligt. Das Ende des Ersten Weltkrieges mit seinen politischen Umbrüchen hatte auch das Ende der Bayerischen Armee zur Folge. So wurde auch das „Königlich Bayerische Infanterie-Leib-Regiment“ im Jahre 1919 aufgelöst.

 

Gelebte Tradition
Danach übernahmen die „Münchner Hausregimenter“ 19 und 61 die Traditionspflege der „Leiber“ in Reichswehr und Wehrmacht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg knüpften Offiziere und Unteroffiziere des ehemaligen Königlich Bayerischen Infanterie-Leib-Regimentes (seit 1892 gab es eine „Vereinigung ehemaliger Angehöriger) eine enge Verbindung zu dem damaligen Lehrbataillon der Heeresoffizierschule in München (HOS III) und bereits am 12.03.1965 wurde im Rahmen eines Bataillonsappells die Fahne des ersten Bataillons des Leibregimentes als äußeres Zeichen der Verbundenheit übergeben. Seit diesem Tage findet in jedem Jahr der „Leibertag“ im Gedenken an dieses ruhmreiche und volkstümliche Regiment statt, das fast 100 Jahre nach seiner Auflösung in München kaum an Bekanntheit und Beliebtheit verloren hat.